Page 4 - s&l magazin Nr. 59 April 2023
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    „Die Heimat kann man sich nicht aussuchen“, sagt Wladimir Wiktorowitsch Kaminer, Berliner aus Russland, dieser melancholische Spaßvogel ...
... der uns mit Russendisko und vielen anderen Werken so einiges begreiflich gemacht hat. Er selbst kam in der Zeit nach Deutschland, in der diese Serie spielt. Das große Sowjetreich war ebenso geräuschlos in sich zusammengesunken wie kurz zuvor die DDR. Der Kummer darüber schlug noch gar nicht richtig durch, die neuen Realitäten dafür um so heftiger. Acht Jahre später kam Putin.
Beißender Humor oder – wie hier – Slapstick scheint eine passende Form des Umgangs damit zu sein. Die Heimat unserer Helden wird von Ge- schäftemachern verfrühstückt. Viel- leicht hat Dimitri Lawrin, der schlitzohrige Schieber und Freund unseres Helden Slava (deutsch: „Ruhm”), sich bei der deutschen Treuhand in der Nach-Wendezeit schlau gemacht: seine Metho- den sind exakt dieselben. Die beiden tummeln sich einerseits in hochherrschaftlichem Gemäuer, baden
Neue Freiheiten: Russendisko
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