Page 8 - s&l magazin Nr. 66 Januar 2025
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DER GROSSE TRAUM
Auch Städte müssen mit Sünden der Vergangen- heit leben und sie gehen damit nicht anders um als wir Menschen: Verdrängen, Schönreden, Wei- termachen.
In Brüssel zum Beispiel
steht dieser peinliche,
viel zu groß geratene
Justizpalast. Da ist die
tiefe Wunde der Nord-
Sü d -Ve r ke hr s tr ass e mit-
ten durch den Stadt-
kern. Oder das unwür-
dige Gezerr um die Er-
haltung gewisser Bau-
denkmäler. François Schuiten und Benoît Peeters sparen nicht mit Kritik, sie prangern an. Von „Grö- ßenwahn” ist die Rede, von Inkompetenz und noch Schlimmerem.
So ist das Album nicht nur ein
prachtvolles Panorama der
Hauptstadt Europas, nicht
nur eine Lobrede auf den
Jugendstil und ein intimes
Bekenntnis zu den Haus-
göttern der beiden Autoren
(allein ihrem Liebling Victor Hor-
ta sind 11 Seiten gewidmet), es
ist auch ein Enthüllungsbuch. Denn es deckt die gar nicht so geheime Wirklichkeit hinter den Geheimnis- vollen Städten auf. Brüssel steht hinter Urbicand (laut Comixene eine der 111 Graphic Novels, die man ge- lesen haben muss), hinter Armilia, vor allem natürlich hinter Brüsel, der Sandkorntheorie und letztlich hinter
Gefräßiger Fortschritt
Tim ist hier geboren.
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