Page 10 - s&l magazin Nr. 66 Januar 2025
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„Ich bin ein Rüpel”, erklärt er seiner Angebeteten in entwaffnender Offenheit. Und schiebt nach: „So war ich schon als Kind...“
Dazu die zerknirschte Miene und der Welpenblick. Da wird selbst die schöne, berühmte, weltläufige Yoshiko schwach. Wie er heißt – ob Minaka- ta, Yataro oder schlicht Junior – ist ebenso zweitrangig wie sein Beruf – Möbelpa- cker, Penner, Uni-Absolvent oder Ya- kuza. Aber seine Umgangsformen sind echt ein Problem, besonders
im gesitteten Japan.
Der junge Mann rülpst genüsslich,
bohrt in der Nase, gähnt seinem Gegenüber mit weit aufgesperrtem Rachen ins Gesicht, niest bei einem Ehrenbankett den Würdenträ- gern ins Essen, betrinkt sich beim Begräbnis sei- ne Vaters heillos. Und was sich nur ungehobelte Ausländer erlauben: er lässt seinen Gefühlen in der
Öffentlichkeit freien Lauf.
Das Thema gibt es bei Jiro Taniguchi öfter, seine Lie- be gehört dem scheinbaren Versager, Einzelgänger, Underdog, der um die reiche, erfolgreiche Frau buhlt. Paradebeispiel ist der Taugenichts Fukamachi in der
Nicht leicht, ein Rendezvous zu bekommen.
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