Page 10 - s&l magazin Nr. 49 September 2020
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   Nestor Burma
     Das waren beschauliche Zeiten, als der Weltstadt-Detektiv den Morgen- und Abendzeitungen (Plural!) wichtige Details zu sei- nen Ermittlungen entnehmen konnte.
Ein Telefon besaßen nur die besseren Bürger, und wer etwas recherchieren musste, ging in die Stadtbiblio- thek. Andererseits saßen noch überall die ungemüt- lichen Ex-Nazis, hier in Gestalt des Ex-Oberstaatsan- walts Gaudebert aka „Monsieur Rübe ab“.
Dem ganzen Viertel Plaisance – dt. „Vergnügen“ –, in dem diese Geschichte spielt, sieht man die Nach- wirkungen des Krieges noch an: Wohnungsnot, ver-
fallende Bausubstanz, Arbeits- losigkeit, ungesunde sanitäre
Verhältnisse, Armut. „Säuberungen“ nach der deut-
schen Besatzung und die anschlie-
ßende gesellschaftliche Ächtung, den Ruin von Nazi-Kollaborateuren gab es in Frankreich ebenso wie
hierzulande die Entnazifizierung.
Mit solchen Ge- stalten hat Nes- tor Burma wenig Mitleid. Mit seinem bedürftigen Kriegskame- raden Ferrand schon eher, auch wenn dessen Vor- schlag „ganz legal eine Million [alte Franc]“ zu machen, wahr-
Plaisance bei Nacht
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