Page 4 - s&l magazin Nr. 17 August 2011
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      Lauras Lied
„Mit welchen Ausreden hast du dich entlastet? War es diese: ‚Wenn sie es nicht wollte, würde sie sich wehren. Sie würde protestieren.‘? Oder diese: ‚Sie will es ja selbst.‘ Was hast du dir alles einge- redet?”
Das und mehr fragt Laura ihren Vater, obwohl sie weiß, dass er ihr nicht antworten wird. Vielleicht würde sie das auch gar nicht wollen. Ihre Gefühle sind ein wirres Knäuel, das sie ganz allein entflechten muss.
Und so erzählt Laura ihre Ge- schichte, ohne Einmischung oder gar „Korrekturen“ von außen. Und „draußen“ steht bei diesem Mo- nolog auch der Vater. Schmerzlich sind die Bilder, die Laura herauf- beschwört, aber eben nicht nur. In den Erzählfluss
eingeklinkt sind
immer wieder Details häuslicher Behaglichkeit: eine schlafende Katze auf der Fenster- bank, ein Goldfisch im Aquarium, ein aufgebautes Halmabrett, das kusche- lige Sofa. Zeichen für die vordergrün-
dig heile Welt in so vielen Familien... Es ist das, was so oft im Stillen ge- schieht - die Übertretung der Gren- zen, die das Inzestverbot vorgibt - und die meistens von den Mädchen verschwiegen wird. Denn es sind ja nicht nur Wut und Hass, Scham und Schmerz, was „Daddy‘s girl“ in sol- chen Konstellationen empfindet.
  „Du hast immer auf dem Sofa Siesta gehalten.“
  „Ich schlief mit Jungs. Mein kleiner Arsch war wahnsinnig be- gehrt. Zeitweise standen sie rege- recht Schlange.“
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