Page 8 - sl magazin Nr. 47 Februar 2020
P. 8

         Im Anbeginn war der Punkt. Dimensionslos, ge- schichtslos. Dann kopierte er sich selbst, verdop- pelte sich, wieder und wieder, er wurde zur Linie und damit zweidimensional...
...und so weiter. Die Welt, wie wir sie sehen, entstand. Der Schöpfungsakt ist gespiegelt in vielen Kunstwer- ken und nicht zuletzt in Fassaden und Innenräumen mittelalterlicher Kathedralen.
Das Glaubensbekenntnis des François Boucq ist das eines Zeichners und eines Esoteri- kers: alles lässt sich zurück- führen auf die geometrischen Grundformen. Punkt, Linie, Dreieck, Stern... Davon aus- gehend entwickelt sich ein Gedankengebäude mit vielen
Ecken und Winkeln, etwa in DasallerersteGratis-Comic- der Kabbala. Tag-Heft von S&L
Eine kleine Einführung in sein Denken gibt der Meis- ter in den ausführlichen Vorworten zu dieser Neuaus- gabe von Mondgesicht. Und hier findet er eine Bühne für seine Leidenschaften: die Darstellung menschli- cher Niederungen vor dem spirituellen Feuerwerk einer majestätischen Kathedrale.
Die Comedy-Version seiner Philosophie liefert Boucq aber in der Kurzgeschichte, die wir im ersten Heft zum ersten deutschen Gratis Comic Tag 2010 vorleg- ten. Und Gott schuf den Comic endet tränenreich mit einem Querstrich und dem Kommentar. „Nichts geht mehr zu Herzen als eine Linie, die mit der melancho- lischen Eleganz eines Stehgeigers, mit dem verhalte- nen Schluchzen eines Fado am Horizont vergeht...“
                                                                                                                                                                             8




























































































   6   7   8   9   10