Page 10 - sl magazin Nr. 45 September 2019
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      SERPIERI COLLECTION
                  WESTERN
       Kein Wort am falschen Platz, kein Panel zu viel. Auch die sieben Wild-West-Stories, die Zeichner und Autor Serpieri sowie Co-Szenarist Raffaele Ambrosio von 1978 bis 1983 ablieferten und die im 2. Western-Band versammelt sind, stellen er- neut höchste Erzähl- und Comic-Kunst dar.
Dabei fand Serpieri nach einer klassischen Ausbil- dung zum Maler erst auf Umwegen Mitte der 1970er
im Alter von Anfang 30 zur grafischen Literatur. Man sollte also denken, dass er mit dieser Kunst- form noch keinesfalls so vertraut sein kann, sich
noch finden muss. Doch Talent wirkt of- fensichtlich unmittelbar. Dasselbe dürfte für die
Alter Ego? Der Portraitmaler...
 moralische Haltung gelten, die man im eigenen Le- ben einnimmt: Der schon in Band 1 gezeigte tief emp- fundene Humanismus schlägt sich auch hier wieder Bahn. Serpieri ergreift weder einseitig Partei für die
Weißen noch für die Indiander, weder für die Frauen noch die Männer, sondern schafft es durchweg, die Schattierungen der Figuren zu zeigen, obwohl die Episoden, die oftmals als Slice-of-Life daherkom-
men, stark nach Archetypen rufen.
Aber Serpieri benötigt eben nur zwei Panels, um aus einem bornierten Militär einen verängstigten Jungen, einer Mörderin eine verlorene Frau, einem einfachen Ingenieur einen Heiligen oder einem
Künstler einen Scharfrichter zu machen...
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