Page 14 - s&l magazin Nr. 66 Januar 2025
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Philip Kerrs
Ein Widerständler ist Bernie Gunther nicht. Mit den ande- ren reißt er in der Kneipe den Arm hoch zum Hitlergruß, wenn die Braunhemden ihre Lieder anstimmen.
Er hat aber eine große Klappe –„Schnodderschnauze” sagt ei-
ner von der Gestapo –, einen
manchmal derben Witz und eine
Haltung, mit der er bei Freund
und Feind aneckt. Andererseits
ist er in seinem Job als Ermittler
so gut, dass sogar der dicke Her-
mann Göring auf seine Expertise zurückgreift. („Fahr hin, jovialer Mordwanst! Du hast es wenigstens ge- nossen”, sagte Thomas Mann über den kunstsinnigen Kriegsverbrecher Göring.)
Bernies Fälle sind auch keine Polit-Thriller, sondern die ewig gleichen Schandtaten um Geld, Macht und Liebe – allerdings vor dem schmutzig-düsteren Hin- tergrund des Nazi-Regimes. Ganz ähnlich legt der Autor Volker Kutscher später seine Berlin-Krimis um den Ermittler Gereon Rath an, die vor allem durch die TV-Serie Babylon Berlin berühmt wurden.
unverkennbar: Hermann Göring
Die Graphic Novel spart die Episode von Bernie Gun- thers Zeit im KZ Dachau aus. Nachzulesen ist das herzzerreißende Geschehen im Philip-Kerr-Roman
Verhör bei der Gestapo
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