Page 2 - s&l magazin Nr. 13 September 2010
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       Insel der Männer
„In Italien gibt es nur ganze Kerle.“ Das sagte Mus- solini, um ein gesetzliches Verbot der Homosexu- alität abzuwehren. So lautet auch der Originaltitel dieser Graphic novel.
Es gab zwar kein Gesetz, aber akzeptiert waren sexu- elle Handlungen zwischen Männern natürlich nicht. Außer in Neapel, will man Berichten aus der schwu- len Szene Glauben schenken: Demnach gehört der
                 „Femminiello“, der Mann in
Transvestit im landläufigen
Sinn, dort zur Folklore. Bei der
traditionellen Tombola, dem
Bingo der Napolitaner, ruft der
Femminiello die Zahlen aus.
Er gehört zum Straßenbild, ist
Bestandteil religiöser Traditio-
nen oder gar der Weihnachts-
krippe, er wird respektiert,
geliebt. Die Tunte ist ein Glücksbringer, man legt ihr neugeborene Babys in den Arm und macht Fotos davon. Diskriminierung kenne man nicht, sagt der Filmemacher Sebastiano d‘Ayala Valva (er drehte die Dokumentation Transvestites Also Cry).
Natürlich können verstreute idyllische Szenen nicht über die generelle Ablehnung der „invertiti“ - derer, die „andersrum“ sind -
hinwegtäuschen. Ausgrenzung und Verleugnung sind es, die behördliche Verfolgung, Depor- tation und Mord möglich machen.
Frauenkleidern, der
  Femminiello
  Der brutale A‘Caprara trifft auf San Domino ein.
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