Page 4 - s&l magazin Nr. 10 April 2010
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     Dass ein Offizier der VOC, der Vereinigten Ostindi- en Companie, meuterte, war unerhört. Eher noch waren es die verzweifelten, bis aufs Blut gepeinig- ten Seeleute, deren Proteste schnell aufflammten und ebenso schnell wieder vorüber waren.
Die asketischen Niederländer hatten sich die grau- samsten Strafen ausgedacht. Bei Gotteslästerung oder Trunkenheit wurde der Übeltäter an Händen und Füßen gefesselt in die „Hölle“ geworfen, eine winzige Zelle im vorderen Teil des Kanonendecks, wo der Wind nervtötend durch die Gitterstäbe pfiff. Dort konnte man weder stehen, noch liegen, trotzdem ließ man die Männer manchmal wochenlang darin.
Wenn einer aus der Mannschaft meuterte, erhielt er 200 Peitschenhiebe, genug, um den Rücken eines Mannes zu Brei zu schlagen. Zuvor tauchte man ihn in Salzwasser. Durch diese Verfeinerung wurde das Salz in die Wunden gepresst und wirkte als grobes Desin- fektionsmittel. Es vervielfachte aber auch die Qualen.
Der Offizier Jeronimus Cornelisz aber hatte die Tru- hen mit Gold und Edelsteinen auf der Batavia gese- hen - Reichtümer, wie er sie niemals aus eigener Kraft erwerben konnte.
 In Kapitän Ariaen fand er einen wil- ligen Partner. Aria- en hasste seinen Vorgesetzten, den Kommandeur Pel- saert, der über ihn in seinem Tage- buch urteilte: „von
Auf den endlosen Fahrten und in der bedrückenden Enge der Retourships entarteten die Sitten.
           



























































































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