Page 4 - s&l magazin Nr. 27 Oktober 2014
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     Der Astragal
Erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit Anne in Paris auf den Strich geht, kaum dass sie wieder normal laufen kann. Es wirkt so beiläufig wie Blumenpflücken auf einer Wiese...
   ...und vielleicht ist es ja auch so etwas Ähnliches. Anne ist jung, eben noch war sie ein Kind, sie ist hübsch und in- telligent, sie hat ein heißes Herz. Sie kann sich ihre Frei-
er aussuchen.
„Ich schlendere in Espad-
Anne und Julien
 rilles die Straße entlang, die Haare ohne Span- ge, die nackte Brust unter dem Pullover, schwebe ich wie die Zi- geunerin auf der Gitanes- Schachtel über den Wolken. Paris liebkost mich mit tausend Blicken, bietet sich an, wie ich mich anbiete.“ Aber auch das: „Alles, was ich von den Männern weiß, werde ich gegen sie verwen-
den.“
Anne hat nichts zu fürchten außer der Polizei, denn
sie ist aus dem Jugendarrest ausgebrochen. Doch das Knastgefühl geht nicht so schnell weg. „Im Ton schnoddrig und lyrisch wie ein gutes Tagebuch, ist es ein lakonischer Underdog-Roman,
 eine Milieustudie und eine gro- ße Liebesgeschichte.“, sagt Marie Schröer im Tagesspiegel.
Die Autorin Albertine Sarrazin wurde immer wieder verglichen mit dem großen Skandalautor und
Jean Genet
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