Page 8 - s&l magazin Nr. 56 Juli 2022
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Adele Blanc-Sec
       Was Tardi sich in dieser Se- rie alles herausnimmt, ist erstaunlich: jetzt eine ganze Episode ohne die namens- gebende Heldin, und auch inhaltlich geht es in Das Geheimnis des Salamanders eher nicht um sie.
Die Handlung treibt in immer
absurdere Höhen, jeder Ver-
such einer Nacherzählung muss scheitern. Prallvoll mit Details sind diese Bilder, überbordend und ex- zentrisch ist Tardis Phantasie auch in Story und Text. Schade, dass die skurrilen Namen unübersetzbar sind (einer klingt wie der eines vermutlich ungelieb- ten Verlagsleiters), und dass viele Bildzitate sich nur dem Experten erschließen. Was für ein Unterschied zu US-Comics, wo Hintergründe oft nur angedeutet sind, oder gar Mangas! Wahrhaft europäischer Geist – hier ein stark britischer – spricht aus dieser Serie.
Die überladenen Wohnungen, vollgestellt mit schwe- ren, dunklen Möbeln, die an Särge erinnern, die steifen Bürger und Bürgerinnen, die nie ohne Kopf- bedeckung das Haus verließen, Standesdünkel und Obrigkeitshörigkeit und allgegenwärtige Uniformen – in Deutschland hieß die Epoche wilhelminisch, in Frankreich die „schöne“ – La Belle Epoque.
 Zirkus ist nicht Adeles Ding.
Brindavoine muss ein Kapitel lang alleine durchkommen.
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